Warum Volumenreagibilität so wichtig für Patienten ist
Wie eine dynamische Messung Informationen für klinische Entscheidungen liefern und die Versorgung personalisieren kann
Jennifer Sahatijan, stellvertretende Direktorin für klinische Angelegenheiten bei Baxter, erklärt, wie das Überwachen der Volumenreagibilität eines Patienten die individuelle Behandlung beeinflussen kann.
Q: Warum ist es wichtig, die Volumenreagibilität zu messen?
Jennifer: Mehr als 80 % der Krankenhauspatienten erhalten intravenöse Flüssigkeiten1. Zum Beispiel kann Flüssigkeit genutzt werden, um kritisch Kranke zu stabilisieren, Dehydrierung zu behandeln, oder um in einem Schock die Gewebedurchblutung zu erhöhen. Die verschiedenen Arten von Flüssigkeiten mit ihren klinischen Anwendungsfällen sind zahlreich. Und es gibt für die Administration von Flüssigkeiten keine Universalmethode. Vielmehr kann es zu ernsthaften Komplikationen führen, wenn einem Patienten zu viel oder zu wenig Flüssigkeit gegeben wird2. Wir empfehlen eine personalisierte Herangehensweise bei der Verabreichung von Flüssigkeiten mit einer vorherigen Überprüfung, ob ein Patient überhaupt volumenreagibel ist.
Q: Wann misst ein Arzt die Volumenreagibilität eines Patienten?
Jennifer: Obwohl die Flüssigkeitstherapie in der Klinik so eine weite Verbreitung findet, ist es doch am wichtigsten, die Volumenreagibilität vor einer Flüssigkeitsgabe zu beurteilen, wann immer ein Patient unter einer respiratorischen Einschränkung leidet, Blut verliert oder einen Flüssigkeitsbolus benötigt. Ich war kürzlich beispielsweise an der FRESH Studie beteiligt, in welcher das Flüssigkeitsmanagement bei Patienten mit septischem Schock untersucht und die Vorteile gezeigt wurden, welche die Anwendung von dynamischen Messverfahren bei der Steuerung einer Flüssigkeitstherapie bei diesen Patienten mit sich bringt.
Q: Welche Informationen über den Patienten liefert die Bewertung der Volumenreagibilität dem Arzt?
Jennifer: Eine solche Bewertung kann dabei helfen zu bestimmen, wie ein Patient auf Flüssigkeiten reagieren wird, und ob die intravenöse Verabreichung von Flüssigkeiten dem Einzelnen nützt oder schadet. Wir schauen uns vor allem das Schlagvolumen an, also die Menge an Blut, welche das Herz mit jedem einzelnen Schlag pumpt, und wir überwachen, um wie viel es sich während einer kurzen Evaluierung der Volumenreagibilität verändert. Wenn es dabei keine Änderung im Schlagvolumen gibt, dann bedeutet dies, dass das Herz-Kreislaufsystem dieses Patienten im Moment möglicherweise keine zusätzliche Flüssigkeit bewältigen kann und alternative Therapien in Betracht gezogen werden sollten.
Q: Wie wird die Volumenreagibilität evaluiert?
Jennifer: Ein Arzt kann dem Patienten einen Flüssigkeitsbolus verabreichen – eine kleine Menge an intravenös verabreichter Flüssigkeit – oder er kann ein passives Beinhebemanöver durchführen (PLR für Englisch „passive leg raise“). Während eines PLR werden die Beine des Patienten in einem Winkel von 45 ° angehoben, was dazu führt, dass zusätzliches Blut aus der unteren Körperhälfte in den Oberkörper zum Herzen fließt. In beiden Fällen wird der Arzt überwachen, ob und wie sehr sich das Schlagvolumen ändert, um zu beurteilen, ob eine Flüssigkeitstherapie für diesen Patienten zu diesem Zeitpunkt das Richtige ist.