Zu wenig, zu spät: Mangelernährung bei Krebspatienten wird europaweit zu selten diagnostiziert und zu spät behandelt

Press Release
  • Etwa 40% aller onkologischen Patienten mit primär fortgeschrittener Tumorerkrankung weisen einen erheblichen Gewichtsverlust auf.1

  • Bis zu 30% aller Krebspatienten versterben sogar an den direkten Folgen einer Mangelernährung.

  • Durch eine bedarfsgerechte Ernährungsversorgung können Krebspatienten neben einer höheren Lebenserwartung auch eine bessere Lebensqualität erreichen.2

Anteil der Patienten mit/ohne HPN pro Tumortyp

Abb. 1: Real-World-Daten aus Deutschland: Anteil der Patienten, die abhängig vom Tumortyp eine additive parenterale Ernährungstherapie (HPN, home parenteral nutrition) erhielten (mod. nach Schiefke I [3])

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Unterschleißheim -

Etwa 40% aller onkologischen Patienten mit primär fortgeschrittener Tumorerkrankung weisen einen erheblichen Gewichtsverlust auf.1 Ein eingeschränkter Ernährungsstatus beim onkologischen Patienten ist nicht nur eng mit der Verschlechterung der Prognose korreliert: Bis zu 30% aller Krebspatienten versterben sogar an den direkten Folgen einer Mangelernährung. Durch eine bedarfsgerechte Ernährungsversorgung können Krebspatienten neben einer höheren Lebenserwartung auch eine bessere Lebensqualität erreichen.2 Dennoch wird eine adäquate Ernährungstherapie nur selten und oftmals zu spät als integraler Bestandteil der Tumortherapie berücksichtigt: Wie die länderübergreifend erhobenen Real-World-Daten aus Deutschland, Italien und Frankreich verdeutlichen, fällt der Prozentsatz onkologischer Patienten mit Mangelernährung und Tumorkachexie im klinischen Alltag nach wie vor sehr hoch aus, ohne dass sie adäquat diagnostiziert, noch ernährungstherapeutisch adressiert werden, betonten die Studienautoren.

Wie eine große Real-World-Studie aus Deutschland zutage förderte, erhielten im Durchschnitt nur 16% der Krebspatienten eine adäquate parenterale Ernährungstherapie, gab Prof. Dr. Ingolf Schiefke, Klinik St. Georg gGmbH, Leipzig, anlässlich der Jahrestagung der European Society for Medical Oncology (ESMO), zu bedenken. Ausgewertet wurden die Daten von über 4 Millionen Krankenversicherten, um einen aktuellen Einblick in die Demografie und Versorgung von deutschen Krebspatienten mit parenteraler Ernährungstherapie (home parenteral nutrition, HPN) im klinischen Alltag zu gewinnen.1

Aktuelle Real-World-Daten aus Deutschland

Berücksichtigt wurden insbesondere die postmortal erhobenen Daten der Tumorpatienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium (Stadien IIIb/IV), die mit einem hochprävalenten Tumor diagnostiziert wurden bzw. einem Tumor mit hoher Prävalenz für Malnutrition: Dazu zählten Patienten mit Kopf-Hals-, Kolorektal-, Ovarial-, Pankreas- oder Magenkarzinom. Eingeschlossen wurden Patienten während der Erstlinientumortherapie ohne Mehrfachdiagnose für verschiedene Tumortypen und ohne vorherige Ernährungstherapie. Wie die tumorspezifische Auswertung ergab, wurden Patienten mit Magenkarzinom am häufigsten additiv über eine HPN behandelt (25%), gefolgt von Patienten mit Ovarialkarzinom (19%). Mit 12-15% wurden Patienten mit einem Kopf-Hals-, Kolorektal-, oder Pankreaskarzinom seltener mit einer HPN versorgt. Bei Patienten mit Magenkarzinom und Tumorkachexie bezifferte Schiefke die ernährungstherapeutische Versorgungslücke auf einen Anteil von bis zu 40% der Betroffenen. Zudem setze die parenterale Ernährungstherapie unabhängig vom Tumortyp mit dem Start von rund 3 Monaten vor dem Todeszeitpunkt viel zu spät ein, als dass ein Patient mit Tumorkachexie von der Maßnahme noch profitiere, betonte Schiefke: Im Schnitt habe es vom Start der Anti-Tumortherapie bis zum Einsatz der HPN 6 Monate gedauert – bei Patienten mit Ovarialkarzinom im längsten Fall sogar 2 Jahre. Eine adäquate Ernährungstherapie hat möglicherweise auch das Potenzial, das Gesamtüberleben beim mangelernährten Tumorpatienten zu verbessern: Patienten, die eine HPN erhielten, lebten durchschnittlich 70 Tage länger als Patienten ohne HPN.1

Medienkontakt:

FRIEDERIKE KALLE, +49 89 31701 261
friederike_kalle [at] baxter.com

Real World Daten aus Deutschland

Anteil der Patienten, die abhängig vom Tumortyp eine additive parenterale Ernährungstherapie (HPN, home parenteral nutrition) erhielten

Anteil der Patienten mit/ohne HPN pro Tumortyp